Therapiemats: Wann sind sie perfekt?

In der Logopädie erstellen wir sehr sehr viele Therapiemats für unsere Patientinnen und Patienten. Egal ob für den einen Aphasiker oder das eine Kind mit dem Schetismus. Unser Ziel ist es immer, individuelle Aufgaben zu kreieren.

Trotzdem ist es gut, dass es auch viele Arbeitsblätter, Wortlisten, Sammlungen und Vorlagen zu kaufen gibt.

Was aber sind die Kriterien, die aus Therapiematerial gute Therapiemats machen?

Lesbarkeit

Unsere Therapiemats müssen lesbar sein. Dazu zählt in Bezug auf die Gestaltung zuerst die Auswahl der richtigen Schrift. Aber auch die Reduktion auf wichtige Inhalte und das „Aushalten“ von leeren Flächen – dem sogenannten Weißraum.

Die Schrift bei individuellen Therapiemats sollte natürlich zur Zielgruppe passen. Eine vereinfachte Ausgangsschrift, wenn das Therapiematerial bei LRS eingesetzt werden soll, oder eine Schrift mit klarem Verlauf und vielleicht sogar Serifen, wenn es bei Patientinnen und Patienten mit Aphasie eingesetzt werden soll. Das sind einfache Entscheidungen.

Was bei der Gestaltung von Therapiemats an einem Computer sehr verlockt, ist das Verwenden von „schönen“ Schriften. Solchen, die eher für den Einsatz auf Postern oder in Überschriften angelegt sind und weniger für Texte. Zu schnell verfällt man beim Gestalten in einen zu kreativen Prozess und vergisst dabei sowohl die Zielgruppe als auch die Aufgabe des Therapiematerials aus den Augen.

Weniger ist bei der Auswahl von Schriften oft mehr. Comic Sans ist übrigens keine Schrift, sondern ein Übel. 🙃

Bildmaterial

Wir alle kennen die Bilder aus dem Aachener Aphasie Test. Die sind seinerzeit genau für den Zweck des Tests entwickelt worden – und hatten tatsächlich die Zielgruppe im Blick. Aber so alt wie der AAT ist, so alt ist auch das Bildmaterial. Doch auch wenn die Bilder aus heutiger Sicht nicht mehr zeitgemäß sind, so zeigen sie in einer Richtung den richtigen Weg: Strichzeichnungen mit wenig Farbe sind auch heute noch die bessere Wahl.

Gerade Patientinnen und Patienten lassen sich leicht ablenken – oder sind leicht ablenkbar. Teilweise kommen Schwierigkeiten mit der Konzentration hinzu und auch Probleme mit der Figur-Grund-Wahrnehmung. Da müssen Bilder und Gestaltung Rücksicht drauf nehmen.

Ziel sollte also sein, ansprechendes, einfaches aber möglichst prototypisches Bildmaterial zu verwenden.

Sollte aus therapeutischen Überlegungen die Strichzeichnung nicht in Frage kommen, ist die Qualität der Bilder in Bezug auf den Prototypus um so wichtiger. Ist die abgebildete Gurke wirklich eine Gurke oder doch eher ein grüner Klecks mit künstlerischem Anspruch? Eine durchaus wichtige Frage – die über den Erfolg des Therapiematerials und die Leistungen unserer Patientinnen und Patienten mitentscheidet.

Umfang

Bereits bei der Gestaltung sollte berücksichtigt werden, dass ein Therapiematerial einen sehr begrenzten zeitlichen Einsatz hat. Ist es zu lang und dauert die Bearbeitung dadurch zu lang, erschwert das den Einsatz unnötig. Ist es zu kurz, kann der Effekt leiden.

Bei der Konzeption ist daher schon ein erster möglicher Schritt, unterschiedliche Varianten des Therapiematerials zu erstellen. Unterschiedliche Schweregrade lassen sich so leichter erstellen, als wenn man beim Einsatz mögliche Hilfen abdecken oder umklappen muss. Ein Arbeitsblatt mit Lückensätzen, auf denen die fehlenden Wörter vermerkt sind ist sicher eine gute Hilfe, aber eine Variante für Patientinnen und Patienten, die diese Hilfe nicht benötigen ist schnell erstellt und besser für den Einsatz.

Fazit

Bereits bei der Gestaltung kommt es nicht nur auf den Inhalt an. Natürlich ist auch bei Therapiematerial Content king, aber wichtige Vorüberlegungen zu Schrift und Ausnutzung des Platzes sind angezeigt, um besseres Therapiematerial zu erstellen.

Denke darüber nach, was du mit den Therapiemats erreichen willst – und mache dich dann an die Arbeit.

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